Sonntag, 9. Oktober 2011

Ironman 70.3 Pays d'Aix, France



Schon eine Woche ist es her, seit dem wohl schönsten Moment in meinem Sportlerleben...

Mein erster Ironman 70.3 war eigentlich als Test und Saisonabschluss gedacht. Zum Einen wollte ich die Distanz ohne Erfolgsdruck einmal absolvieren, um zu sehen wie mein Körper (und Geist :-) ) überhaupt darauf reagiert. Vom Tristar Monaco wusste ich, dass ich bereit sein sollte für meine erste Mitteldistanz. Der Halbironman war zum Anderen aber auch ein geeigneter Saisonabschluss. Zuerst ein Wettkampf und dann eine Woche mit meinen Lieben ab an's Meer - perfekt!

Ich reiste mit meinem Freund bereits am Freitag an. Startnummern abholen und die Stadt Aix en Provence erkunden stand auf dem Programm. Eine typisch französische Stadt mit idyllischen Gässchen, Cafés und Brasserien.
Am Nachmittag bezogen wir unser Zimmer, etwa 20 Km ausserhalb der Stadt, in der Nähe des Lac de Peyrolles, wo der Start ist.

Am Samstagmorgen dann ein Schwimmtraining in besagtem See. Beim ersten Blick auf die Bojen wurde uns beiden etwas mulmig - ob das wirklich 1.9 Km sind? Es schien bei weitem mehr. Das Wasser war aber super. Schlechte Sicht zwar, herbstlich kühl und ausser den Bojen und einem kleinen Hügel in der Ferne keine Orientierungspunkte, wir hatten dennoch ein gutes Gefühl.
Danach das schon fast vertraute Prozedere; Wechselzone einrichten, Wechselsäcke deponieren, Timechip fassen usw.
Im Anschluss eine feine Protion Teigwaren in der Altstadt bevor es dann mit dem Auto auf den 90 Km Veloparcours ging. (Als wir zuhause noch die Karte studierten waren wir unschlüssig ob wir das TT Bike oder das Strassenvelo einpacken sollten. Nach den ersten 10 flachen Km machten wir uns schon Sorgen, das falsche Velo eingepackt zu haben. Innert Kürze sollten sich diese Zweifel verziehen, der Kurs war mehr als bergig, richtig steil. Mit teilweise nicht endenden Steigungen und engen Kurven.) Das kann ja heiter werden, bin ich doch keineswegs eine Bergziege, sondern Flachländer...

Am Abend kamen dann meine Eltern in Frankreich an, es gab ein ausführliches Eltern-/Betreuungs- und Fotografenbriefing ;-) ein ausgiebiges Carboloading und frühe Bettruhe.


Der Wecker läutete weit vor Sonnenaufgang und wir machten uns mit gemischten Gefühlen auf den Weg. Die Strassen waren nass, es hatte in der Nacht kräftig geregnet. Vor Ort herrschte schon emsiges Treiben, wir machten unsere Räder bereit. Mit meiner Startnummer (51) war meine Rennmaschine direkt neben denen der Profis. So konnte ich beispielsweise unserem Landsmann Oliver Marceau einen Blick über die Schulter werfen :-)


Dann ging alles sehr schnell. Der Startbereich war schon beinahe überfüllt, als ich mich noch zwischen den vielen Athleten in die 3. vorderste Reihe zwängte. Dann ein Start von dem Keiner wusste, dass es einer war und es ging los... Was für ein Gerangel! Ich fand mich in einem richtig netten, um sich schlagenden und tretenden Männergrüppchen. Augen zu und durch. Die erste Boje war im Nu passiert. Die gesamte Schwimmstrecke ging flott. Die rüppeligen Jungs gaben einen richtig anständigen Wasserschatten! nach 31 Minuten wechselte ich aufs Rad.


Da ich die Strecke schon gesehen hatte, wusste ich wie schnell ich starten kann, um meine Kräfte gut einzuteilen. (Dachte ich zumindest solange ich auf dem Sattel sass.) Ich konnte viele einsammeln und dann am Berg etwas Kraft rausnehmen. So war eigentlich meine Strategie: Am Berg nicht zuviele Körner verbrauchen, dass es in der Abfahrt und im Flachen rocken kann. Das klappte und erfreulicherweise gingen die 90 Km auf dem Sattel schneller als die im Auto.


Doch dann kam der Hammer. Auf den ersten Metern nach dem Wechsel merkte ich, dass ich null Reserve in den Beinen hatte. Beinahe UNTERNULL!! Was nicht so tragisch wäre, hätten nur 10 Km gerannt werden müssen. Bei 21.1 Km sah das schon etwas anders aus. Ich musste mir eingestehen auf dem Velo doch zuviel Kraft verbraucht zu haben. Also machte ich mich in beinahe regenerativem Tempo auf den Halbmarathon.
Es galt die Runde in der Stadt Aix en Provence 3 Mal zu rennen. Nachdem ich auf der ersten Runde gesehen habe, dass es bergauf und bergab ging, war ich positiv überrascht als ich auf der zweiten dann etwas zulegen konnte. Immer wieder kam mir eine bekannte Athletin meiner AK entgegen, von der ich wusste, sie würde mit Abstand gewinnen. Doch auch noch eine Zweite war stets im selben Abstand unterwegs. War ich nun 3te, 4te oder gar 2te?
Mit diesen Gedanken versuchte ich mich wärend der dritten Runde abzulenken. Das linke Knie schmerzte seit dem ersten Meter und wurde schlimmer. Ich gönnte mir zum ersten Mal eine "Geh-Pause" an einer der Verpflegungsstationen. Und - man glaubt es kaum - ich testete auch eines der verlockend riechenden Toitois... *supersache*



Weiter im Text. Die dritte Runde lief wirklich gut. (Nicht dass ich weit über mein Jogging-Tempo herausgekommen wäre... Aber es fühlte sich nicht mehr wie der Weltuntergang an!)
Ich näherte mich dem Ziel und muss sagen, so nahe war ich den Tränen schon lange nicht mehr. Ein unbeschreibliches Gefühl. Alle Schmerzen waren vergessen und auch die Angst die ich auf der Abfahrt hatte. Es war einfach sensationell!


Im Ziel dann überglücklich, erschöpft aber zufrieden mit mir und dem Rest der Welt!


Mit meiner Zeit von 6:01.02 habe ich zwar mein Ziel um 1.03 Minuten nicht erreicht (heimlich hatte ich zum Ziel unter 6 Stunden zu sein), aber das interessierte mich angesichts des Timing-Zettels den ich in der Hand hielt nur herzlich wenig. Darauf stand geschrieben, ich sei Zweite in meiner Kategorie!!! YEAH

Nun... Das Beste sollte aber erst Stunden nach den Strapazen kommen... :-) Was das ist, erfahrt ihr in Kürze hier. [Will doch die Spannung noch etwas heben!]